Übertriebenes Abputzen und das falsche Toilettenpapier können zu Hautirritationen am Po führen und sogar Krankheiten auslösen. Ein Experte erklärt, was zu richtigen Analpflege gehört, ob Gesäß-Duschen die bessere Alternative zu Klopapier sind und bei welchen Veränderungen Sie zu einem Facharzt gehen sollten.
Wenn Probleme im Analbereich wie Jucken, Brennen und Stuhlschmieren auftreten, spricht keiner gerne darüber und vermeidet es, zum Arzt zu gehen. Denn alles, was mit Stuhlgang und Anus zu tun hat, gilt immer noch als Tabuthema mit hohem Schamfaktor.
Viele vermuten dann erst mal Hämorrhoiden als Ursache für das Missempfinden am Po. „Das stimmt aber nicht, Hämorrhoiden werden viel zu oft fälschlich dafür verantwortlich gemacht“, sagt Alexander Konstantinow, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik der technischen Universität München.
Eher kommen im Toilettenpapier enthaltene Parfum- und Konservierungsstoffe sowie übertriebenes Abreiben als Ursachen in Frage. Vor allem für Menschen mit empfindlicher, trockener Haut kann das zum Problem werden. Das ist etwa bei Neurodermitis der Fall, weil bei diesen Patienten die Haut trockener und rissiger ist. Auch für Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) besteht dieses Risiko.
Vor allem bei Neurodermitikern ist die oberste Hautschicht instabil, es können sich Risse bilden und Zusatzstoffe aus dem Toilettenpapier in tiefere Hautschichten eindringen. Dies begünstigt die Entstehung von Allergien und führt zu mechanischen Irritationen.
Dabei gibt es Möglichkeiten, den Po anders zu reinigen. In manchen asiatischen Ländern, etwa Japan, gehört die Po-Dusche neben dem WC zur Standardausstattung hochklassiger Wohnungen. Ist die Gesäßdusche besser als das Abreiben mit Toilettenpapier? „Ja“, bestätigt der Proktologe. „Die Reinigung mit Wasser ist eine viel gründlichere und schonendere Methode.“
Allerdings handle es sich dabei um einen Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, schränkt er ein. Denn billig sind die im WC integrierten Po-Duschen oder neben der Toilette angebrachten Handbrausen nicht, sie können mehrere hundert Euro kosten.
Wer weniger investieren möchte, der kann es mit einer mobilen Popo-Dusche probieren. Dabei handelt es sich um ein kleines Fläschchen oder Kännchen mit gebogenen Hals. Es wird mit Wasser gefüllt, über einen kleinen Sprühkopf reinigt es unkompliziert (etwa ab 20 Euro).
„Einige unserer Patienten kaufen sich einfach eine Sprühflasche und benutzen sie als mobile Po-Dusche“, berichtet Alexander Konstantinow aus der Praxis. Manche bereiten sich dabei auch ihre persönliche Waschlösung, etwa mit etwas Olivenöl, Babyöl oder Glyzerin, was vor allem trockener Haut guttut.
chemiefreie Alternative zu feuchtem Toilettenpapier auf Basis von Wasser
Nach der Reinigung mit der Po-Dusche ist Trocknen angesagt, allerdings muss nicht gerieben werden, weil der Po ja bereits sauber ist. Abtupfen reicht, mit einfachem Toilettenpapier oder Baumwollkompressen.
Ein Kompromiss aus Po-Dusche und Abputzen mit Toilettenpapier wäre vielleicht auch feuchtes Toilettenpapier. Davon rät der Experte ab: „Oft enthält feuchtes Toilettenpapier Stoffe, die bedenklich sind“. Das sind:
Für die optimale Analhygiene reicht normales Toilettenpapier, das nach dem Stuhlgang mit etwas Wasser angefeuchtet wird. Besonders gut geeignet ist dafür festes Toilettenpapier, selbstverständlich ohne Zusatzstoffe. Wer Analprobleme hat, etwa zu trockene Haut, Schuppenflechte oder Ekzeme, tupft danach noch mit etwas Oliven-, Babyöl oder wässerigem Glyzerin (Apotheke) ab. Auf diese Weise ist die Po-Region optimal sauber und gepflegt.
Übertriebene Hygiene, etwa mit Seife und starkem Reiben, schadet jedoch und könne etwa das irritative Kontaktekzem auslösen, warnt der Dermatologe. Massiver Juckreiz ist das wichtigste Anzeichen dieser Hautkrankheit, die durch starke Überbeanspruchung entsteht. Im schlimmsten Fall kann es zu Rissen, Vereiterungen und Blutungen kommen. Für die Behandlung ist kurzfristig auch Kortison angebracht, das der Facharzt verschreibt. Das irritative Kontaktekzem ist übrigens mit die häufigste der vielen Formen des Analekzems.
Auszuschließen sind auf alle Fälle andere Erkrankungen wie Psoriasis, Pilzinfektionen und organisch verursachte Irritationen des Analausgangs (Hämorrhoiden, Analprolaps und andere).
In diesem FOCUS Gesundheit lesen Sie, wie Sie leichter abnehmen, Entspannung finden, kräftiger und fitter werden. Plus: die besten Ärzte.
Juckreiz ist eines der wichtigsten Anzeichen dafür, dass in der Analregion etwas nicht stimmt und die Beschwerden von einem Dermatologen oder Proktologen abgeklärt werden sollten. Denn das Symptom kann von verschiedenen Krankheiten oder Veränderungen hervorgerufen werden, die wenig bekannt sind, aber häufig auftreten, etwa:
1. Marisken: Dabei handelt es sich um einzelne, harmlose und dünne Hautfältchen, die sich am Anus bilden. „Oft werden sie auch von Ärzten mit Hämorrhoiden verwechselt und falsch behandelt“, erklärt Alexander Konstantinow. Der große Unterschied: Marisken entstehen außerhalb des Analkanals, Hämorrhoiden innen. Marisken können zu Juckreiz und Irritationen führen, weil oft Stuhlreste an ihnen haften bleiben. Po-Dusche, danach trockentupfen, auf keinen Fall Kortison, lautet in diesem Zusammenhang der Rat des Dermatologen.
2. Psoriasis: Allein zwei Millionen Patienten in Deutschland haben Schuppenflechte. Häufig manifestieren sich die Hautveränderungen am Anus.
3. Lichen sclerosus et atrophicus: Eine chronisch-entzündliche Bindegewebserkrankung mit weißen Flecken, über deren Ursache wenig bekannt ist. Vor allem Frauen sind betroffen. Unbehandelt wird die Haut pergamentartig dünn und rissig, was vor allem im Analbereich zu Problemen führt. Behandlungsoption ist gezielt Kortison.
4. Trichteranus: Hier bildet sich ausgehend vom Gesäßmuskel eine Grube um den Anus, vergleichbar mit einem Trichter. Der Anus liegt also besonders tief zwischen den Pofalten. Vor allem bei starker Behaarung, reicht normales Abputzen dann nicht aus. Verbleibende Stuhlreste und Bakterien führen zu massivem Juckreiz und Entzündungen. Rasieren ist sinnlos, weil das die Region zusätzlich reizt. „Auch hier ist die Po-Dusche optimal, eventuell eine Pflegesalbe mit Dexpanthenol“, rät der Experte.
5. Analprolaps/Rektumprolaps: Dabei fällt der allerletzte Darmabschnitt aus dem Anus, vor allem bei Menschen mit einer Schließmuskelschwäche (Inkontinenz) kann der Prolaps eintreten. „Der Analprolaps kann vom Unerfahrenen mit großen, austretenden Hämorrhoiden verwechselt werden“, warnt Oberarzt Alexander Konstantinow.
Analbeschwerden können sehr vielschichtig sein. Wichtig ist deshalb, sie auf jeden Fall erst mal in einer Fachpraxis vom Dermatologen oder Proktologen abklären zu lassen, der dann die richtige Behandlung einleitet.
Um die Po-Region insgesamt möglichst gesund zu halten, ist sorgfältige Analhygiene wichtig. Dafür bieten sich Wasser und Toilettenpapier am einfachsten an, wer besonders sanft und gründlich reinigen möchte, sollte es mit einer Po-Dusche probieren. Dabei müssen es keine teuren Produkte sein. Eine einfache Sprühflasche, Wasser und eventuell etwas Olivenöl oder Glyzerin reichen aus.
Krebserregend und schädlich für Organe Achtung beim Einkauf: Diese Zusatzstoffe schaden Ihrer Gesundheit massiv
Nicht nur unschön, sondern auch riskant Bye bye Bauchfett: 5 Schritte, die Sie schlanker, fitter und gesünder machen
Täglicher Kalorienbedarf Grundumsatz berechnen - so geht's
Tipps zur Prävention So beugen Sie Krampfadern und Besenreitern vor
Zöliakie Das steckt hinter einer Glutenunverträglichkeit