Hagen/Hamburg · Wer sein Auto bestmöglich in Eigenregie pflegen will, braucht Hilfsmittel und optimale Produkte. Doch wie lassen sich gute Tools finden? Auf was schwören Profis? Und was taugen Hausmittel?
Nicht alle Produkte zur Autopflege sind gleich gut, ein Blick auf die Verpackung kann oft eine große Entscheidungshilfe sein.
Ob im Zubehörhandel, an Tankstellen oder sogar in Bau- und Supermärkten: Das Angebot an Pflegeprodukten fürs Auto ist gigantisch. Doch was ist wirklich effizient? Diese Übersicht durchleuchtet den Markt - und liefert die besten Tipps.
Wer sich nicht auskennt oder ein neues Mittel ausprobieren will, kann sich an Produkttests beispielsweise von Autoclubs, Prüfgesellschaften und Autozeitschriften orientieren. Die Topprodukte werden dort meist gleich oder ähnlich getestet und finden sich oft im vorderen Drittel wieder, wie Bernd Volkens von der Zeitschrift „Auto Bild“ sagt.
Meist werden die Produkte in den Tests auch hinsichtlich der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit unter die Lupe genommen.
Erste Orientierung bietet oft schon ein Blick auf die Verpackung. „Wenn da viele Warnhinweise stehen und das Tragen von Handschuhen und Schutzbrille angeraten ist, muss man natürlich vorsichtig sein“, sagt Volkens. Hier sollte man vielleicht besser schauen, ob es nicht mildere Mittel mit weniger oder keinen solchen Hinweisen gibt.
Es gibt ein paar Mittel und Werkzeuge, die richtig eingesetzt nicht speziell aus dem Autozubehör kommen müssen. In der Regel gilt aber: „Lieber nicht mit Hausmitteln rumexperimentieren“, rät Volkens. „Ich bin bei Hausmitteln immer supervorsichtig, weil man nicht genau weiß, wie es um die Materialverträglichkeit steht.“
Oft werde zur Felgenpflege etwa Backofenspray genannt. „Aber so ein Backofen ist natürlich etwas anderes als ein Alurad. Das kann gut gehen, das kann auch schief gehen. Ich würde immer abraten“, sagt der Experte.
Selbst spezielle Mittel fürs Auto muss man sachgemäß einsetzen. Auf den falschen Teilen können sie schaden. Felgenreiniger für Kunststoffe ist zum Beispiel keine gute Idee. Der macht zwar schnell sauber, greift aber den Kunststoff extrem an.
Gute Glasreiniger für Scheiben sind dagegen kein Problem - zumindest bei sachgemäßer Anwendung. Auch Kaffeepulver gegen leichte Gerüche kann helfen und schadet nicht.
Gegen schlechte Gerüche kann man Essig und Wasser im Verhältnis eins zu eins in Schalen im Auto verteilen.
Natürlich dürfen solche Reiniger nur dort genutzt und abgewaschen werden, wo das erlaubt und umweltverträglich ist. Und wenn man an einem Waschplatz keine eigenen Mittel mitbringen darf? Dann können der Schaum der Box und ein mitgebrachter Schwamm bei Schmutz, der noch nicht so eingebrannt ist, gute Ergebnisse zeigen, so der Experte.
Bei der Felgenpflege sollte man vorsichtig sein, bestimmte Hausmittel können dem Aluminium schaden.
Hierzu ein genereller Tipp: Lieber regelmäßig säubern, anstatt sonst später auf sehr scharfe Mittel angewiesen zu sein.
Wichtig vor der Anwendung: Die Knete muss immer auf einem Wasserfilm mit ganz leichtem Druck über den Lack geschoben werden. Dazu kann man eine Sprühflasche mit einem Spritzer Autoshampoo befüllen. Es gibt spezielle Gleitmittel. Auch sogenannte Detailer eignen sich. Das sind flüssige Reinigungs- und Glanzmittel für zwischendurch.
Bei Glasreiniger kann man auf Markenprodukte zurückgreifen, besser sind Mittel aus dem Autozubehör.
Hochflorige Tücher eignen sich dagegen nicht so gut für diesen ersten Schritt. Warum? Bei Workshops veranschaulicht Petzoldt das oft, indem er so ein Tuch gegen ein Glasfenster drückt und die Teilnehmer von der anderen Seite schauen lässt. Die sind dann meist genau so platt wie die Oberfläche des Tuchs. „Wo sollen die Politurreste und verbliebene Sandkörnchen denn hier hin?“, fragt er. Eben, die bleiben dann auf der Oberfläche und können wieder für neue Spuren sorgen.
Denn beim Polieren - was im Grunde ein Abschleifen ist - bekommt man Abrieb. Mit den Hohlräumen eines strukturierten Tuches lassen sich solche hoch aufgeschichteten Reste besser abnehmen.
Für ein letztes Finish lassen sich später dann besser hochflorige Tücher verwenden. Oder nach der Politur, um ein dünnes Wachs oder eine andere Konservierung aufzutragen.
Außerdem hat man idealerweise noch besonders weiche Tücher für sehr empfindliche Stellen im Innenraum parat.
Tipp: Tücher ohne harte Kanten kaufen. Denn harte Umnähungen können auf empfindlichen Oberflächen Spuren hinterlassen. Das gilt etwa für Navidisplays oder bei Leisten in Klavierlackoptik.
Polituren gibt es von zart bis hart. Die mildesten haben einen geringen Anteil an Schleifmitteln.
Begriffe wie Hochglanz- oder Finishpolituren kennzeichnen oft milde Mittel, erklärt Petzoldt. Diese Produkte entfernen feinste Spuren, die schon beim Abledern eines gewaschenen Fahrzeugs entstehen können. Sie erhöhen den Glanz und bereiten den Lack fürs Konservieren mit einem Wachs vor.
Sogenannte Lackreiniger sind Polituren mit groben Schleifkörnchen. Sie tragen bei verwitterten Lacken oder bei starken Kratzern die defekten Lackschichten ab, um den Glanz wieder herstellen zu können.
Stärkere Kratzer müssen unter Umständen mit einer Schleifpaste behandelt werden - danach sorgfältig polieren und versiegeln!
Es gibt auch Produkte, die Politur und eine leichte Konservierung mixen. Sie eignen sich in der Regel eher für noch sehr gepflegte Lacke, bei denen weniger Abtrag für den Glanz erforderlich ist.
Gute und sehr gute Polituren gibt es in der Regel schon für 10 bis 20 Euro. Das zeigen Tests von Autozeitschriften und Prüforganisationen.
Wichtig für Oldtimer-Besitzer: Normale Autopflegemittel seien meist auf die modernen und gerade aktuellen Lacksysteme und Oberflächen ausgelegt, sagt Petzoldt. Bei älteren Autos und vor allem Oldtimern können sich speziellere Produkte besser eignen. Hier sollte man sich im Zweifel gezielt beraten lassen, empfiehlt der Lackexperte.
Oldtimer benötigen spezielle Pflegeprodukte, da handelsübliche Mittel meist auf moderne Lacke und Oberflächen abgestimmt sind.
Einsteiger sollten zunächst mit sogenannten freilaufenden Exzentermaschinen üben, die einen nicht so hohen Lackabtrag haben wie die kreisrund hochtourig drehenden Profimaschinen.
Ganz billige, rundlaufende Maschinen - oft mit Akkubetrieb aus dem Baumarkt - dürften zwar keinen großen Schaden anrichten. „Doch wenn ich die schon mit ein wenig Druck zum Stillstand bringen kann, sind sie auch keine große Hilfe“, urteilt Petzoldt. Fortgeschrittene Anwender können sich an Rotationsmodellen versuchen.
Wer verdünntes Spülmittel auch im Innenraum benutzen will, muss dessen stark entfettende Wirkung berücksichtigen. Oberflächen, die damit sauber gemacht wurden, sollten daher im Anschluss mit einem Kunststoffpflegemittel erneut geschützt werden.
Ein Wachs kann den Glanzgrad noch erhöhen. Denn es füllt viele Millionen fürs menschliche Auge nicht sichtbare Spuren in der Lackoberfläche auf. Diese können sonst durch Reflexion für leicht milchige Stellen sorgen, wie Petzoldt erklärt.
Bei vielen Spuren im Lack sollte man lieber getrennt arbeiten. Weiterer Vorteil: Wer getrennt arbeitet, kann für jeden Schritt ein Mittel seiner Wahl von verschiedenen Herstellern nutzen - etwa wenn eines in einem Test besonders gut abgeschnitten hat.
Vorteile: Speziell für hochwertige Oldtimer mit alten Originallacken ist ein natürliches Wachs eine gute Wahl. Es lässt alte, vielleicht schon vorgeschädigte Lacke nicht aufquellen. Außerdem ist besonders bei ölbasierten Wachsen der Glanzgrad sehr hoch.
Nachteile: Natürliche Wachse sind meist nicht so stand- und waschstabil wie künstliche Wachse. Die Versiegelung muss häufiger erneuert werden. Die Wachse müssen zudem sorgsam auspoliert werden, sonst können Unregelmäßigkeiten im Glanzbild entstehen. Naturwachse sind auch etwas teurer. Preislich starten gute Produkte zwischen 30 bis 50 Euro, so Petzoldt.
Vorteile: Höhere Standzeit, also längerer Schutz gegen Witterung und Waschfestigkeit. Künstliche Wachse lassen sich auch einfacher und schneller verarbeiten. Zugleich verzeihen sie Fehler und Unregelmäßigkeiten beim Auftragen besser.
Nachteile: Weniger Tiefenglanz. Für Oldtimer sind künstliche Wachse außerdem manchmal nicht so gut geeignet, weil die gealterten Lackharze weiße Schleier bilden können.